Nach einem Jahrhundert kehrt ein Werk eines zeitgenössischen Künstlers in das Pariser Pantheon zurück


Das Pantheon in Paris beherbergt nach einem Jahrhundert wieder dauerhaft Werke zeitgenössischer Künstler: Neu hinzugekommen sind zwei Werke, eines von Anselm Kiefer und eines von Pascal Dusapin.

Seit 1924 hatte das Pariser Pantheon kein Werk eines zeitgenössischen Künstlers mehr gesehen. Nun wird das Mausoleum französischer Größen (Voltaire, Marat, Rousseau, Victor Hugo, Pierre und Marie Curie u.a. sind dort begraben) mit neuen Werken bereichert, genau 100 Jahre nach seiner Erhebung zum historischen Denkmal in Frankreich: Es war der Präsident der Republik, Emmanuel Macron, der die Werke anlässlich der Aufnahme des Schriftstellers Maurice Genevoix (Decize, 1890 - Jávea, 1980) in das Pantheon in Auftrag gab. Sie bestehen aus einer Installation von Anselm Kiefer (Donaueschingen, 1945) und einem Tonwerk von Pascal Dusapin (Nancy, 1955).

Die Werke wurden am 11. November enthüllt: Macron erklärte zu diesem Anlass, er wolle "diese Panthéonisation mit einem öffentlichen Auftrag von außergewöhnlichem Wert begleiten“ und setzte sich zum Ziel, ”die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg mit der Bildsprache zeitgenössischer Künstler in einen Dialog zu bringen“ und wählte daher ”zwei zutiefst europäische Künstler, die von der Literatur, der Philosophie und der Geschichte des Ersten Weltkriegs geprägt sind". Kiefer ließ sich direkt von Genevoix’ bekanntestem Buch Ceux de 14 (“Die von 14”), einer Sammlung von Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg, inspirieren und schuf so seine Installation Des coquelicots et une nuée de plomb ("Mohnblumen und eine Wol ke aus Blei“), die aus sechs monumentalen Skulpturen besteht, die in ebenso vielen Vitrinen untergebracht sind. In seiner typischen Sprache montiert Kiefer Bücher, Blei, Stacheldraht, Blumen und Mohnsamen zum Gedenken an die gefallenen Soldaten Frankreichs während des Krieges. Auch die Schaufenster sind mit Zitaten aus dem Werk von Genevoix versehen. Getreu der Idee von Genevoix, dass die Natur das ”schöne Gegenstück zum Bösen" ist, hat Kiefer ein Werk geschaffen, in dem sich Leben und Zerstörung, Krieg und Harmonie, Schönheit und eben auch das Böse durch Materialien unterschiedlicher Natur vermischen und vermengen.



Kiefer ging jedoch noch weiter, denn er brachte zusammen mit der Installation auch zwei monumentale Gemälde mit, die ebenfalls von Ceux de 14 inspiriert sind, die jedoch nur vorübergehend ausgestellt werden.

Dusapin hingegen schuf das Werk In Nomine Lucis, ebenfalls als Hommage an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, und komponierte es zusammen mit dem Chor Accentus der Pariser Philharmonie. Das Werk wird durch die Aufnahme der Namen der Soldaten vervollständigt, um Macrons Idee zu verwirklichen, dass die Soldaten, die während des Krieges ihr Leben gelassen haben, ebenfalls ins Pantheon einziehen sollen. Die Namen wurden von den Schauspielern Florence Darel und Xavier Gallais vorgelesen. Auch dieses Werk soll dauerhaft bleiben: Es wird jeden Tag einige Minuten lang über siebzig Lautsprecher übertragen.

Vor den Werken von Kiefer und Dusapin war das letzte Werk eines zeitgenössischen Künstlers, das dauerhaft im Pariser Pantheon aufgestellt wurde (das stattdessen immer für Wechselausstellungen geöffnet ist), das Monument Aux héros morts inconnus von Louis-Henri-Bouchard, das dem Künstler 1913 zum Gedenken an die Gefallenen aller Kriege in Auftrag gegeben, aber erst 1924 aufgestellt wurde.

Das Bild zeigt das Pantheon in Paris. Ph. Kredit Ignacio Duarte

Nach einem Jahrhundert kehrt ein Werk eines zeitgenössischen Künstlers in das Pariser Pantheon zurück
Nach einem Jahrhundert kehrt ein Werk eines zeitgenössischen Künstlers in das Pariser Pantheon zurück


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