Ganz und gar weiblich: die Ausstellung über Gabriele Münter, Gefährtin von Wassily Kandinsky und Mitbegründerin des Blauen Ritters


Rezension zur Ausstellung "Gabriele Münter: Malerei auf den Punkt", die vom 15. September 2018 bis 13. Januar 2019 im Museum Ludwig in Köln zu sehen ist.

Gabriele Münter (Berlin, 1877 - Murnau, 1962) ist vor allem als malende Weggefährtin von Wassily Kandinsky (Moskau, 1866 - Neuilly-Sur-Seine, 1944) und Mitbegründerin der expressionistischen Gruppe Der Blaue Reiter bekannt. Die Ausstellung Gabriele Münter: Malerei auf den Punkt, die am 14. September in einem der wichtigsten europäischen Museen für zeitgenössische Kunst, dem Museum Ludwig in Köln, eröffnet wurde, will ihre Figur von derjenigen Kandinskys entkoppeln und die Bedeutung und Eigenständigkeit von Gabriele Münter als Malerin aufzeigen.

Da es immer noch zu wenige Retrospektiven und Einzelausstellungen von Künstlerinnen der Vergangenheit und Gegenwart in Museen und Galerien gibt, kommt dieser Kölner Ausstellung eine umso größere Bedeutung zu, wenn man bedenkt, dass Gabriele Münter in den letzten fünfundzwanzig Jahren drei Ausstellungen gewidmet wurden, die alle im Lenbachhaus in München stattfanden, das auch Sitz der Gabriele Münter und Johannes Eichner Stiftung ist.

Von den rund zweitausend Gemälden, Hunderten von Zeichnungen, Aquarellen, Druckgrafiken und nicht weniger als eintausendzweihundert Fotografien, die Münter in ihrem reichen Schaffen schuf, sind in der Ausstellung einhundertzweiunddreißig Gemälde zu sehen, auch dank bedeutender internationaler Leihgaben, etwa aus dem Des Moines Art Center in Iowa, dem Centre Pompidou in Paris oder dem Israel Museum in Jerusalem. Paradoxerweise besitzt gerade das Ludwig, das mehrere Werke der expressionistischen Künstler des Blauen Reiters in seiner ständigen Sammlung hat, kein einziges Werk von Münter. Anlässlich der Ausstellung erwarb das Museum ein Frühwerk Münters, den Knabenkopf (Willi Blab) aus dem Jahr 1908, und demonstriert damit seine Absicht, seine Erwerbungen auf weibliche Kunst auszuweiten.

Ausstellungshalle, Museum Ludwig, Köln 2018 © VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln / Jonas Klein
Ausstellungsraum der Ausstellung Gabriele Münter: Malerei auf den Punkt, Museum Ludwig, Köln 2018 © VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Ph. Credit: Rheinisches Bildarchiv Köln / Jonas Klein


Ausstellungshalle, Museum Ludwig, Köln 2018 © VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln / Jonas Klein
Ausstellungsraum der Ausstellung Gabriele Münter: Painting to the Point, Museum Ludwig, Köln 2018 © VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Ph. Credit: Rheinisches Bildarchiv Köln / Jonas Klein
Ausstellungslayouts Gabriele Münter: Malerei auf den Punkt, Museum Ludwig, Köln 2018. Ph. Credit Francesca Della Ventura
Ausstellungsgrundrisse Gabriele Münter: Malerei auf den Punkt, Museum Ludwig, Köln 2018. Ph. Credit Francesca Della Ventura

Die Ausstellung wurde von der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau in München und der Gabriele Münter und Johannes Eichner Stiftung in Kooperation mit dem Louisiana Museum of Modern Art in Humlebæk und dem Museum Ludwig in Köln realisiert, dessen stellvertretende Direktorin Rita Kersting die Ausstellung kuratiert. Im Mittelpunkt der Ausstellung und des Lebens der Malerin steht die Stadt München, in der Münter im Alter von 24 Jahren ihre künstlerische Ausbildung begann und in der sie an der “Phalank-Schule Kandinsky” ihren späteren Lebens- und Arbeitspartner Wassili Kandinsky kennenlernte, mit dem sie 1911 die expressionistische Bewegung "Der Blaue Reiter" gründete. So war Gabriele Münter: eine moderne, emanzipierte Frau, die in mehreren Ländern lebte und mehrere Fremdsprachen sprach, darunter Englisch, Französisch, Dänisch und Schwedisch.

Die Ausstellung, die in zehn thematische und chronologische Abschnitte unterteilt ist, beginnt mit ihrer allerersten Tätigkeit als Fotografin, die wenig bekannt und im Hinblick auf die Ausstellung am interessantesten ist. Im Jahr 1898, im Alter von einundzwanzig Jahren, unternahm Gabriele Münter eine etwa zweijährige Reise nach Nordamerika. Anlässlich dieser Reise und um sie zu dokumentieren, machte er mit seiner Kodak Bull’s Eye No. 2 insgesamt rund vierhundert Aufnahmen, die gewissermaßen den Beginn seiner künstlerischen Karriere markieren. Landschaften, Porträts, Innenräume, Arbeit und Technik sind die Themen, die sie am meisten inspirierten, zunächst in der Fotografie, dann in der Malerei. Münter, die vor allem in die bedeutendsten Künstlerkreise der Zeit eingeführt wurde, gelang es, Arbeitsbeziehungen und Freundschaften mit wichtigen Persönlichkeiten zu knüpfen, wie dem Kunsthändler Herwarth Walden, den Malern Kandinsky, Werefkin, Jawlensky, Marc, Macke und dem amerikanischen Kunsthistoriker Hans Konrad Roethel, der 1956 Direktor des Lenbachhauses in München wurde.

Gabriele Münter, Fotografien aus Amerika, 1899-1900. Ph. Kredit Francesca Della Ventura
Gabriele Münter, Fotografien aus Amerika, 1899-1900. Ph. Kredit Francesca Della Ventura


Gabriele Münter, Bildnis der Marianne von Werefkin (1909; Karton, 81 x 54,8 cm; München, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau) © VG Bild-Kunst, Bonn 2018. Ph. Credit Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
Gabriele Münter, Bildnis der Marianne von Werefkin (1909; Karton, 81 x 54,8 cm; München, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau) © VG Bild-Kunst, Bonn 2018. Ph. Credit Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München


Gabriele Münter, Haus in Schwabing (1911; Öl auf Leinwand, 88,3 x 100,3 cm). Ph. Kredit Francesca Della Ventura
Gabriele Münter, Haus in Schwabing (1911; Öl auf Leinwand, 88,3 x 100,3 cm). Ph. Kredit Francesca Della Ventura


Gabriele Münter, Fräulein Ellen im Gras (1934; Stoff auf Bildträger, 47,5 x 65 cm). Ph. Kredit Francesca Della Ventura
Gabriele Münter, Fräulein Ellen im Gras (1934; Stoff auf Leinwand, 47,5 x 65 cm). Ph. Kredit Francesca Della Ventura


Gabriele Münter, Knabenkopf (Willi Blab) (1908; Karton, 39,8 x 33,1 cm; München, Gabriele Münter-und Johannes Eichner-Stiftung) © VG Bild-Kunst, Bonn 2018. Ph. Credit Simone Gänsheimer, Ernst Jank, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
Gabriele Münter, Knabenkopf (Willi Blab) (1908; Karton, 39,8 x 33,1 cm; München, Gabriele Münter-und Johannes Eichner-Stiftung) © VG Bild-Kunst, Bonn 2018. Ph. Credit Simone Gänsheimer, Ernst Jank, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München

Die zehn Abschnitte, in die die Ausstellung unterteilt ist, sind notwendig, um die Vielseitigkeit dieser Künstlerin zu verstehen, die verschiedene Malströmungen kreuzt und sich für verschiedene Genres interessiert, unter denen das Porträt und die Darstellung von Innenräumen hervorstechen. Die Produktion von Gabriele Münter umfasst nicht weniger als zweihundertfünfzig Porträts, von denen vier Fünftel weiblich sind und aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stammen, d. h. zwischen 1908 und 1909. Ein weiterer bemerkenswerter Teil der Ausstellung ist dem Konzept des Primitivismus und seinem Einfluss auf Münters künstlerische Entwicklung gewidmet, die durch Volkskunst, Kinderkunst und nicht-westliche Kunst, insbesondere durch “exotische” Filme wie Doktor Dolittle und seine Tiere (1928) von Lotte Reiniger und Der Dieb von Bagdad (1924) unter der Regie von Raoul Walsh angeregt wurde.

Das in den Räumen des Ludwigs ausgestellte Material ist daher wichtig und die Ausstellung selbst stellt einen bedeutenden Beitrag zu den Studien über den Maler dar. Am Ende dieser Reise durch das Leben von Gabriele Münter stellt sich die Frage, ob die Aufgabe der Ausstellung tatsächlich erfüllt wurde: Sicherlich trägt die Ausstellung zur Kenntnis der künstlerischen Tätigkeit einer Frau bei, die, wie bereits erwähnt, für ihre Zeit ausgesprochen modern war, aber andererseits scheint sie das von ihren Kuratoren gesetzte Ziel zu verfehlen. Die Ausstellungsroute, die mal chronologisch, mal thematisch angelegt ist, scheint nicht klar genug zu sein, und der Ausstellung mangelt es stellenweise an Übersichtlichkeit. Einige Gemälde werden ohne jeglichen Bezug zueinander und ohne Einordnung in die thematische Abteilung, zu der sie gehören, ausgestellt. Die hohe Qualität der Ausstellung liegt in den Werken selbst, von denen viele zum ersten Mal für die Öffentlichkeit sichtbar sind.

In einem Punkt ist die Ausstellung voll und ganz gelungen: Sie hat das Museum dazu angeregt, ein Werk eines Künstlers zu erwerben, der nicht in der ständigen Sammlung vertreten ist. Dies mag selbstverständlich erscheinen, ist es aber keineswegs, wenn man bedenkt, dass es sich um eine Künstlerin handelt, die in den Museen, Galerien und in der Wissenschaft noch zu oft nicht ausreichend berücksichtigt wird.


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