Sachsen: Wussten Sie, dass es seine zwei Unesco-Stätten mit zwei anderen Ländern teilt?


Die beiden einzigen Unesco-Welterbestätten in Sachsen, im Osten Deutschlands, haben eines gemeinsam: Jede Unesco-Stätte wird mit einem anderen Land geteilt. Eine mit Polen und die andere mit der Tschechischen Republik. Welche sind das?

Interessanterweise haben die beiden einzigen Unesco-Welterbestätten in Sachsen, einem ostdeutschen Bundesland, eines gemeinsam: Jede Unesco-Stätte wird mit einem anderen Land geteilt. Der Muskauer Park liegt nämlich teilweise in Deutschland und teilweise in Polen, während die Bergbauregion Erzgebirge/Krušnohoří zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik aufgeteilt ist. Ersterer wurde 2004 in die Welterbeliste aufgenommen als “herausragendes Beispiel eines europäischen Landschaftsparks, der neue Wege in der Entwicklung hin zu einer idealen Kulturlandschaft eröffnete” und als “Vorreiter für neue Ansätze der Landschaftsgestaltung in Städten und der aufgrund seiner harmonischen Einbindung in die umgebende Agrarlandschaft die Entwicklung der Landschaftsarchitektur als Disziplin beeinflusst hat”; das Erzgebirge/Bergbauregion erhielt 2019 die wichtige Anerkennung als “herausragendes Zeugnis für die Rolle und den starken globalen Einfluss des sächsisch-böhmischen Erzgebirges als Zentrum technologischer und wissenschaftlicher Innovation”.

Park Muskau

Wie bereits erwähnt, erstreckt sich der Fürst-Pückler-Park in der Kleinstadt Bad Muskau teils auf sächsischem, teils auf polnischem Gebiet und wird durch die Neiße geteilt; die beiden Teile sind daher durch die im Oktober 2003 eröffnete Doppelbrücke über den Fluss verbunden. Mit einer Fläche von ca. 830 Hektar, zu der auch eine Reihe kleinerer Parks gehören, gilt er als einer der schönsten Landschaftsparks Kontinentaleuropas und ist zudem ein prächtiges Beispiel für einen englischen Garten des 19. Jahrhunderts. Seinen Namen verdankt er seinem Schöpfer, dem Architekten und Landschaftsarchitekten, Schriftsteller und Reisenden Hermann Fürst von Pückler-Muskau, der, inspiriert von diesem idyllischen Ort, zwischen 1815 und 1845 beschloss, hier einen großen Park anzulegen. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1811 erbte er dieses Gebiet und hatte so die Möglichkeit, hier seine ersten Landschaftspläne zu entwickeln. Der Park wurde als ein “Gemälde mit Pflanzen” konzipiert, bei dem einheimische Pflanzen verwendet wurden, um die Qualitäten der bestehenden Landschaft zu verbessern. Darüber hinaus integrierte er die von Menschenhand geschaffenen architektonischen Elemente perfekt mit den natürlichen Elementen: Inmitten des Grüns zwischen Wegen, Waldgebieten, Wasserspielen und Brücken (insgesamt zehn) sticht das Neue Schloss hervor, ein imposanter Barockbau mit Neorenaissance-Ornamenten, in dem eine Dauerausstellung über Fürst Pückler untergebracht ist, sowie entlang des Flusses angeordnete Aussichtspunkte.



Pückler war eine Schlüsselfigur auf dem Gebiet der Landschaftsgestaltung: 1834 veröffentlichte er seine Grundsätze in den Anmerkungen zur Landschaftsgärtnerei. Im Jahr 1845 musste er Muskau jedoch aufgrund hoher Schulden verkaufen, doch die nachfolgenden Besitzer und Gärtner behielten die ursprüngliche Gestaltung des Fürsten Pückler bei. Tatsächlich wurde die ursprüngliche Anlage des Parks seit seiner Entstehung nicht wesentlich verändert; vielmehr haben die posthumen Besitzer den Park weiter ausgebaut und mit Terrassen entlang der Neiße bereichert, in der Absicht, das Werk in Pücklers Gedenken fortzuführen.

Zum Muskauer Park gehören heute das Neue Schloss, der Schlossgarten und die Gärtnerei mit exotischen Früchten, der Hofstall, der heute als Ausstellungs- und Veranstaltungsort genutzt wird, das Kutschenhaus, in dem die Tourist-Information des Parks untergebracht ist, ein Café, ein Wohnhaus, das Ritterhaus, in dem heute Moorbäder genossen werden können, der Kurpark, der Schlosspark und die maurische Orangerie. Auf der polnischen Seite befinden sich die unteren Parkanlagen, vom Arboretum bis zu den Braunsdorfer Feldern. Von der Karpfenbrücke aus hat man einen hervorragenden Blick auf das Neue Schloss, während man von der Aussichtsplattform des Schlossturms aus einer Höhe von 35 Metern einen Rundblick über die weite Landschaft des Parks und seiner Umgebung genießen kann. Einen der eindrucksvollsten Ausblicke auf den gesamten Park hat man auch vom Pücklerstein, der zu Ehren des Parkgründers über der Neiße errichtet wurde. Für einen romantischen Spaziergang bieten sich die kleinen Wege am Ufer des Eichsees im Norden des Parks an (dabei stößt man auch auf einen kleinen Wasserfall), während man für eine kulinarische Pause im Schlosscafé leckeren Kuchen und das Fürst Pückler gewidmete Eis genießen kann, das ursprünglich ein in eine Form gegossenes Parfait mit Sahne und drei Fruchtschichten war.

Der Muskauer Park kann nicht nur zu Fuß, sondern auch mit dem Fahrrad (Verleih vor Ort), mit der Kutsche vom Schlossvorplatz aus und mit dem Boot erkundet werden (am alten Stausee, unweit der Orangerie, kann man ein Schlauchboot besteigen und eine zweieinhalbstündige Tour auf der Neiße bis zum polnischen Dorf Żarki Wielkie unternehmen. Von hier aus geht es dann mit dem Bus zurück zum Schloss).

Die gesamte Pflege und Verwaltung des Parks teilen sich Deutschland und Polen: Das Gelände befindet sich größtenteils in staatlichem Besitz. Auf deutscher Seite ist der Freistaat Sachsen Eigentümer des größten Teils des Parks, während in Polen die Staatskasse Eigentümer ist. Deutsche und polnische Institutionen sind für einzelne Teile des Parks zuständig und arbeiten bei der Verwaltung eng zusammen, und zwar auf der Grundlage von Kooperationsvereinbarungen über die strategische Planung und das Immobilienmanagement. Das Parkmanagement und alle wichtigen Entscheidungen werden vom Internationalen Naturschutzrat des Muskauer Parks / Park Mużakowski und Park Branitz bewertet und genehmigt.

Fürst-Pückler-Park, Bad Muskau ©Wolfgang Wittchen / TMGS
Fürst-Pückler-Park, Bad Muskau ©Wolfgang Wittchen / TMGS
Neues Schloss, Bad Muskau ©Rainer Weisflog / TMGS
Neues Schloss, Bad Muskau ©Rainer Weisflog / TM
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Radweg, Bad Muskau ©Philipp Herfort Photography / TMGS
Radweg, Bad Muskau ©Philipp Herfort Fotografie / TM
GS

Erzgebirge / Krušnohoří Bergbauregion

Nirgendwo sonst in Deutschland sind so viele Spuren der Bergbaugeschichte zu finden: Im Erzgebirge lassen sich 800 Jahre Bergbauvergangenheit erkunden, die die Identität der Region maßgeblich geprägt haben. Insgesamt gibt es zweiundzwanzig verschiedene Komponenten der Bergbaugeschichte, von denen siebzehn in Deutschland liegen, während die restlichen fünf auf tschechischem Gebiet zu finden sind. Von den siebzehn in Deutschland sind Schindlers Blaufarbenfabrik (die erzgebirgische Blaufarbenproduktion war für viele Jahre die erste in Europa), die Bergbaulandschaft und das historische Zentrum von Freiberg, auch bekannt als Stadt des des Silbers (die Bergbaulandschaft um Freiberg ist das älteste und bedeutendste Bergbaurevier im Erzgebirge), die Bergbaulandschaft Hoher Forst und der historische Stadtkern von Marienberg, der im Stil der italienischen Renaissance rechtwinklig gegliedert ist und in dessen Zentrum der große quadratische Marktplatz liegt.

Jeder Teil steht jedoch für einen anderen Ort, der mit dem historischen Bergbauerbe der Region verbunden ist. Allein auf sächsischer Seite gibt es etwa vierhundert davon, darunter Bergwerke und Stollensysteme, Hüttenkomplexe, historische Bergbaustädte, Kirchen, bergbaubezogene Kunstwerke und typische Elemente wie alte Grubenbaue und Abraumhalden. Sie alle legen Zeugnis ab von den wichtigsten Epochen der sächsischen und böhmischen Bergbaugeschichte.

Das Erzgebirge gehört mit mehr als einer Million Besuchern pro Jahr zu den beliebtesten Tourismusregionen Sachsens. Man kann durch Bergbaustädte bummeln, unterirdische Schätze besichtigen oder Exkursionen unternehmen. So gibt es mehrere Tagebaue wie die Grube “Markus-Röhling-Stolln” in Annaberg-Buchholz, die “Zinngrube Ehrenfriedersdorf”, die zum Sächsischen Industriemuseum gehört, das Silberbergwerk “Reiche Zeche” in Freiberg, eines der größten und ältesten Silberbergwerke der Welt. Das Silberbergwerk “Reiche Zeche” in Freiberg, eines der größten und ältesten Silberbergwerke Sachsens, und das Bergwerk “Molchner Stolln”, das ebenfalls zu den ältesten gehört (seit 1491 wird hier Silber, Zinn, Kupfer und Eisen abgebaut).

Zur Bergbaugeschichte gehören auch Traditionen und Feste, wie die Bergmannsumzüge oder die Feierlichkeiten zur letzten Schicht vor Weihnachten. Und viele Bräuche haben ihren Ursprung noch in der Bergbaukultur der Region, so auch dieHolzschnitzkunst, eine erzgebirgische Spezialität, die sich am Ende der Bergbauzeit entwickelte. Bereits im 16. Jahrhundert besserten die Bergleute ihren Lebensunterhalt mit dem Schnitzen von Figuren und anderen Gegenständen auf. Zu den beliebtesten Souvenirs aus dem Erzgebirge gehören auch heute noch die typischen Figuren von Bergleuten, Engeln, Bogenleuchtern und Nussknackern.

Zwei sehr unterschiedliche Unesco-Welterbestätten, die dazu beitragen, dass Sachsen das kulturtouristische Ziel Nummer eins in Deutschland ist.

Silbermine
Silberbergwerk “Reiche Zeche” in Freiberg ©Ralf Menzel / TMGS
Lehrbergwerk Waschleithe ©Thomas Schlorke / TMGS
Lehrbergwerk Waschleithe ©Thomas Schlorke / TM
GS
Marienberg ©Szymon Nitka / TMGS
Marienberg ©Szymon Nitka / TMGS
Nussknacker-Schöpfung in Seiffen / TVE
Nussknacker-Schöpfung in Seiffen / TVE

Sachsen: Wussten Sie, dass es seine zwei Unesco-Stätten mit zwei anderen Ländern teilt?
Sachsen: Wussten Sie, dass es seine zwei Unesco-Stätten mit zwei anderen Ländern teilt?


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