Vorweg eine kurze Vorbemerkung: Es ist schon merkwürdig, dass in Italien vermeintliche Entdeckungen im Bereich der Kunstgeschichte, die sich als Blindgänger herausstellen, oft großes Aufsehen erregen, während andere Entdeckungen unbemerkt bleiben, die zwar noch nicht mit allen gebotenen Skrupeln verifiziert wurden, aber dennoch nicht nur wegen ihrer Außergewöhnlichkeit, sondern auch und vor allem wegen ihrer Glaubwürdigkeit das große Interesse der wissenschaftlichen Gemeinschaft geweckt haben. Wir beziehen uns insbesondere auf eine Entdeckung, über die in der deutschen Zeitung Frankfurter Allgemeine berichtet wurde und die etwa zweihundert Zeichnungen betrifft, die auf die Hand eines der größten Künstler des 18. Doch bevor wir über die Entdeckung sprechen, möchten wir dem Kunsthistoriker Fabrizio Federici (Sie kennen ihn sicher durch die schöne Mo(n)stre-Seite, die er betreibt) herzlich danken, der uns zunächst auf das Thema aufmerksam gemacht und uns dann geholfen hat, die Quellen aus dem Deutschen zu übersetzen: ja, denn außerhalb Deutschlands sprechen nur sehr wenige Menschen darüber.
Die Entdeckung der zweihundert Zeichnungen von Piranesi (einige von ihm selbst, andere von seinem Atélier, zumindest nach ersten Analysen) ist, so könnte man meinen, einem jungen Mann Anfang zwanzig zu verdanken, Georg Kabierske, geboren 1994: Vor einem Jahr absolvierte der deutsche Student ein Praktikum in der Staatlichen Kunsthalle, dem Hauptmuseum der Stadt Karlsruhe, die den meisten durch ihre Barockbauten und als eine der letzten europäischen Großstädte bekannt ist, deren Bau das Ergebnis einer präzisen und durchdachten Stadtplanung war, bei der die Straßen und Gebäude des Stadtgrundrisses fächerförmig angeordnet waren (daher der Spitzname Fächerstadt"). Kabierske studierte einige Stiche von Piranesi, die sich im Besitz des Instituts befanden, und kam auf die Idee, sie mit einigen Blättern in zwei großen Alben zu vergleichen, von denen man annahm, dass sie von einem bekannten deutschen Architekten der Jahrhundertwende, Friedrich Weinbrenner (1766 - 1826), stammten: Nach einem Italienaufenthalt zwischen 1792 und 1796 hatte Weinbrenner einige in Italien zu Lehrzwecken angefertigte Studien antiker Gebäude und Skulpturen mitgebracht. Nach dem Tod des Künstlers gelangte der beachtliche Bestand an Zeichnungen, darunter die von ihm angefertigten und die aus Rom mitgebrachten, in die Sammlungen des Großherzogs von Baden (Karlsruhe war die Hauptstadt des Großherzogtums) und von dort in die Sammlung der Kunsthalle.
Bei der Untersuchung des Werks untersuchte Georg Kabierske viele der Zeichnungen des Corpus erneut und verglich sie mit Piranesis Radierungen sowie mit bekannten Zeichnungen (bis zur Entdeckung wurde die Zahl der bekannten Piranesis-Zeichnungen auf etwa fünf- bis sechshundert geschätzt): So stellte er zum einen fest, dass die Blätter von verschiedenen Händen stammten. Und dann, dass die Ähnlichkeiten mit den Werken von Piranesi zahlreich und auffallend sind. Vor allem die für Piranesi typischen Tafeln mit Landschaften und Ruinen veranlassten ihn zu genauen Vergleichen und führten ihn zu dem Schluss, dass die Zeichnungen in den beiden Alben größtenteils Piranesi und seinem Kreis zuzuordnen sind. Der Fund wurde im Kupferstichkabinett der Kunsthalle in Anwesenheit zahlreicher Experten präsentiert, darunter die Leiterin des Kupferstichkabinetts, Dorit Schäfer (Georgs Lehrmeisterin während seiner Lehrzeit...!), die Direktorin der Kunsthalle, Pia Müller-Tamm, und der Kunsthistoriker Christoph Frank, ein Spezialist für die Kunst des spätbarocken Rom. Und natürlich die Aufmerksamkeit der internationalen Experten für Piranesis Kunst. Zu letzteren gehört Andrew Robinson von der National Gallery in Washington, der sich bereits dafür ausgesprochen hat, zwei Ansichten aus der Sammlung Piranesi zuzuordnen, die er bereits in Augenschein nehmen konnte; bei den anderen Zeichnungen wolle er abwarten, um sie selbst zu sehen. Und wenn man bedenkt, dass Robinson selbst schon in Karlsruhe war, um die Stiche zu studieren, aber nicht daran gedacht hat, gründlicher zu prüfen, ob die Kunsthalle auch Piranesis Zeichnungen besitzt... !
Georg Kabierske zwischen Dorit Schaefer (links) und Pia Mueller-Tamm (rechts) |
Kabierske hat, auch mit Hilfe von Christoph Frank, “einige der Albumzeichnungen in Piranesis künstlerischen Werdegang eingeordnet”, wie die Frankfurter Allgemeine berichtet, und konnte so mehrere Werke in einen kohärenten Kontext stellen und seine Hypothese untermauern. Die Ergebnisse der Studie werden in der Sommerausgabe der amerikanischen Fachzeitschrift Master Drawings veröffentlicht, in einem Artikel mit dem vielsagenden Titel: "A Cache of Newly Identified Drawings by Piranesi and His Studio at the Staatliche Kunsthalle Karlsruhe".
Die revolutionäre Bedeutung der Entdeckung ist ebenfalls klar (natürlich vorbehaltlich der Bestätigung durch andere Experten). Sie würde den bekannten Werken von Giovanni Battista Piranesi einen beträchtlichen Korpus an Zeichnungen hinzufügen, der den Wissenschaftlern helfen wird, seine Tätigkeit besser einzuordnen, mehr über seine Beziehungen sowohl zu anderen Künstlern der Zeit als auch zur Antike zu erfahren und seinen Einfluss auf die Kunstgeschichte auf den neuesten Stand zu bringen (ein Einfluss, der im Übrigen bereits gut bekannt und belegt ist: aber über die Bedeutung von Piranesis Kunst werden wir in späteren Beiträgen sprechen!) Und natürlich ist es eine Entdeckung, über die wir sprechen werden. Obwohl, und hier fügen wir eine kleine polemische Anmerkung hinzu, in Italien kaum jemand darüber spricht. Obwohl es sich dieses Mal um eine Entdeckung handelt, die unter den Wissenschaftlern echtes Interesse geweckt hat.
Und Georg Kabierske, der sehr junge Autor der Entdeckung, wie hat er auf sein sensationelles Ergebnis reagiert? Während er auf die Veröffentlichung seiner Studie in Meisterzeichnungen wartete, gab er gegenüber der Frankfurter Allgemeinen lediglich eine Erklärung ab: Er ließ verlauten, dass er beabsichtige, seine Studien im Bereich der Kunstgeschichte fortzusetzen. Und dass man sich niemals auf traditionelle Zuschreibungen verlassen sollte, sondern einzig und allein auf sein eigenes Auge. Während wir auf weitere Details der Entdeckung warten, können wir diesem vielversprechenden jungen Mann nur eine vielversprechende Karriere wünschen.
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