Von Lee Miller bis zum grossen Design des 20. Jahrhunderts. Drei Ausstellungen im Museum für Gestaltung in Zürich


Das Museum für Gestaltung in Zürich zeigt diesen Herbst drei grosse Ausstellungen: die monografische Ausstellung über Lee Miller, Bruno Monguzzis Blick auf die Sammlungen und Total Space, eine Ausstellung mit fünf immersiven und sensorischen Räumen.

Ein Ausstellungstriptychon begleitet die Besucherinnen und Besucher des Museums für Gestaltung in Zürich diesen Herbst: die Fotografie von Lee Miller, die Sammlung des Museums aus der Sicht des Tessiner Grafikers Bruno Monguzzi und eine innovative Raumerfahrung für alle Sinne. Die Ausstellungen sind Lee Miller. Ein Fotograf zwischen Krieg und Glamour (vom 28. August 2020 bis 3. Januar 2021), MyCollection. Bruno Monguzzi (23. Oktober 2020 bis 14. Februar 2021) und Total Space (23. Oktober 2020 bis 20. Juni 2021).

Den Anfang macht die Ausstellung über Lee Miller (Poughkeepsie, New York, 1907 - Chiddingly, 1977), kuratiert von Karin Gimmi und Daniel Blochwitz. Es handelt sich um eine monografische Ausstellung, die alle Schaffensperioden von Lee Miller abdeckt und 200 Fotografien umfasst, die von den Lee Miller Archives in East Sussex (UK) ausgeliehen wurden. Mit der Ausstellung soll der 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs gefeiert werden, einer Katastrophe, die 60 Millionen Menschen das Leben kostete: Die Erzählung beginnt mit Lee Millers ikonischem Selbstporträt in Hitlers Badewanne, das nach seiner ersten Veröffentlichung im Jahr 1945 um die Welt ging. Vor allem aber will die Ausstellung den vielschichtigen Aspekt von Lee Millers Schaffen in den Vordergrund stellen und zeigen, wie ihre Reportagen aus den Kriegsgebieten mit den glamourösen Bildern, die ihre Aura umgaben und denen sie ihre Arbeit lieh, Hand in Hand gingen: Beide Bildwelten haben die surrealistische Vision Lee Millers und die Tatsache gemeinsam, dass die Fotografin in beiden Fällen für die Zeitschrift Vogue gearbeitet hat. Und auch hier zielt die Ausstellung darauf ab, Lee Miller als außergewöhnliche Fotografin und als emanzipierte, moderne Frau zu porträtieren: Ihre Karriere, so die Kuratoren, wäre auch heute noch außergewöhnlich, und bestimmte Episoden, die sie prägten, sind eines Films würdig.



Eine Karriere, die in der Welt der Mode begann: Lee Miller, die Tochter eines Amateurfotografen, machte ihre ersten Schritte in der Branche im New York der 1920er Jahre, wo sie ab ihrem 19. 1929 wanderte Lee Miller nach Europa aus, wo sie mit der Kamera die Seiten wechselte und sich der Pariser Kunstszene anschloss. So kam sie in Kontakt mit Man Ray, der für sie die Rolle eines wichtigen Mentors spielte, so dass Lee Miller von seiner Assistentin und Muse bald zu einer eigenständigen Künstlerin wurde, die, den Surrealisten nahe stehend, eine ungewöhnliche und oft provokante künstlerische Sprache entwickelte, mit der sie ihre Sicht auf die Welt vermitteln konnte. In den 1930er Jahren kehrte sie nach New York zurück, zog dann nach Kairo, wo sie den ägyptischen Geschäftsmann Aziz Eloui Bey heiratete, und schließlich am Vorabend des Zweiten Weltkriegs erneut nach London, wo sie mit ihrem neuen Partner, dem Künstler Roland Penrose, lebte. 1942 wurde sie Korrespondentin der US-Armee und folgte in dieser Eigenschaft 1944 den alliierten Truppen von der Normandie über Paris nach Deutschland. Gerade ihre Kriegsreportagen brachten ihr weltweiten Ruhm ein, so dass ihr Name bald zu den bekanntesten internationalen Fotojournalisten zählte.

Ihre vom Surrealismus geprägte fotografische Praxis ermöglichte es ihr, die tragischen und grausamen Landschaften der gerade von den Alliierten befreiten Konzentrationslager Dachau und Buchenwald mit einem ganz eigenen Ansatz zu fotografieren: Durch die Sprache des Absurden wollte Lee Miller alle Schrecken des Krieges ohne Zensur zeigen. Nach Ende des Konflikts kehrte Lee Miller jedoch traumatisiert nach England zurück und stellte seine Arbeit als Fotojournalist fast vollständig ein, um sich gelegentlich leichteren Produktionen wie Künstlerporträts zu widmen. Und in den letzten beiden Jahrzehnten seiner Karriere erfand sich Lee Miller neu... als Koch: Er versuchte sich in der Organisation von Kochveranstaltungen und schrieb Originalrezepte.

Lee Miller, Nach vorne gebeugter Akt (möglicherweise Noma Rathner) (Paris, 1930) © Lee Miller Archives England 2020
Lee Miller, Nach vorne gebeugter Akt (möglicherweise Noma Rathner) (Paris, 1930) © Lee Miller Archives England 2020



Lee Miller, Schwebender Kopf, Mary Taylor, New York (1933). © Lee Miller Archiv England 2020
Lee Miller, Schwebender Kopf, Mary Taylor (New York, 1933). © Lee Miller Archiv England 2020

Die Ausstellung von Bruno Monguzzi (Mendrisio, 1941), die vom 23. Oktober 2020 bis zum 14. Februar 2021 zu sehen ist, zeigt stattdessen eine Auswahl von Objekten aus den Sammlungen des Museums für Gestaltung, das in seinen Sammlungen für Design, Grafik, Kunstgewerbe und Plakate rund 500.000 Objekte besitzt, wobei der Designer aus Mendrisio die Auswahl selbst getroffen hat. Angesichts des Umfangs seiner Sammlung beschloss das Museum 2016, das Projekt MyCollection ins Leben zu rufen, das mit Monguzzi nach den Ausstellungen, die dem britischen Designer Jasper Morrison und dem österreichischen Grafikdesigner und Filmemacher Stefan Sagmeister gewidmet sind, seine dritte Etappe erreicht: Die Idee besteht darin, international bekannte Designer und Grafiker ins Museum einzuladen, um die Archive des Museums zu erkunden, indem sie ausgehend von der Sammlung ihre eigene persönliche Ausstellung einrichten. Die Idee ist, die Besucher die Sammlungen des Museums mit neuen Augen entdecken zu lassen, dank der Augen der Kuratoren, die von Zeit zu Zeit eingeladen werden, mit den Objekten des Museums zu arbeiten.

Für seine Ausstellung, die in einem nüchternen, von Monguzzi selbst entwickelten Rahmen präsentiert wird, hat sich der Grafikdesigner dafür entschieden, traditionelles Handwerk und modernes Design in einer Erzählung zu verbinden, die zeitlos sein soll und auch ein jüngeres Publikum ansprechen kann. Zu sehen sind Objekte von großen Designern der Vergangenheit wie Marcel Breuer, Charles und Ray Eames, Charlotte Perriand, Max Bill, Adolphe Mouron Cassandre und El Lissitzky. Die Ausstellung wird außerdem von Texten begleitet, die den kreativen Prozess von Monguzzi und den für die Ausstellung ausgewählten Künstlern beleuchten. Aber das ist noch nicht alles, denn es gibt auch eine... Ausstellung innerhalb der Ausstellung: Das Publikum kann eine Auswahl kultureller Plakate von Bruno Monguzzi bewundern, die gleichzeitig die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich ziehen, es faszinieren und informieren sollen.

Bruno Monguzzi absolvierte seine Ausbildung an derÉcole des arts décoratifs in Genf, wo er sein Diplom als Grafikdesigner erwarb, und zog dann nach London, wo er seine Ausbildung mit Kursen in Typografie, Fotografie und Wahrnehmungspsychologie an der St. Martin School of Art, der Central School of Art & Design und dem London College of Printing fortsetzte. Monguzzi arbeitete viele Jahre für das Studio Boggeri in Mailand, vor allem im Bereich der redaktionellen Grafik, wo er sich vor allem mit Ausstellungslayouts und Kulturplakaten befasste. Außerdem unterrichtete er fast dreißig Jahre lang an der Schule Centre for Artistic Industries (CSIA) in Lugano und hielt Konferenzen und Vorträge in verschiedenen Teilen der Welt. 1983 gewann Monguzzi den Wettbewerb für die institutionelle Identität und die Beschilderung des Musée d’Orsay in Paris mit einem Projekt, das er zusammen mit Gae Aulenti und dem Atelier Visuel Design Jean Widmer in Paris realisierte und mit dem Janus-Preis ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2003 verlieh die Royal Society of Art in London Monguzzi den Titel Honorary Royal Designer of Industry.

Filippo Tomaso Marinetti, Parole in libertà (1919; Zürich, Museum für Gestaltung, Graphische Sammlung, ZHdK)
Filippo Tomaso Marinetti, Parole in libertà (1919; Zürich, Museum für Gestaltung, Graphische Sammlung, ZHdK)



Marcel Breuer, Aluminiumliege (1933; Zürich, Museum für Gestaltung Zürich, Sammlung Design, ZHdK). Ph. Kredit Franz Xaver Jaggy und Umberto Romito
Marcel Breuer, Aluminiumliege (1933; Zürich, Museum für Gestaltung Zürich, Graphische Sammlung, ZHdK). Ph. Credit Franz Xaver Jaggy und Umberto Romito

Die letzte Ausstellung, die ebenfalls vom 23. Oktober 2020 bis zum 20. Juni 2021 läuft, ist Total Space, kuratiert von Damian Fopp und Matylda Krzykowski: Unter dem Motto “eintauchen, erforschen, mitmachen” will die Ausstellung im Museum für Gestaltung Zürich die Besucherinnen und Besucher einladen, in eine “Raumerfahrung mit allen Sinnen” einzutauchen. Fünf Designstudios haben immersive Räume geschaffen, die auf die Ausweitung virtueller Formate reagieren, die im Zuge der Covid-19-Pandemie buchstäblich explodiert sind: Aufwändige Bühnenbilder und großflächige Installationen fesseln nach wie vor Museumsbesucher in aller Welt. Und in diesem Sinne bereichert das Virtuelle die Ausstellungen vor Ort mit neuer Bedeutung. Die Ausstellung Total Space zielt darauf ab, die Distanz zwischen Besuchern und Exponaten aufzuheben und dem Publikum zu ermöglichen, in Erfahrungsräume auf mehreren Ebenen einzutauchen.

Die fünf eingeladenen Designstudios haben jeweils ihren eigenen “Total Space” kreiert: Eine Vielzahl von sehr unterschiedlichen Ansätzen taucht auf und verspricht, die Besucher mit radikal unterschiedlichen Erfahrungen zu faszinieren und zu überraschen. Das Zürcher Duo Kueng Caputo spielt zu Hause mit einem Wald von Säulen, die in den verschiedenen Stadien ihrer Arbeit gefangen sind, vom Designprozess bis zum fertigen Produkt, um den Prozess selbst sichtbar und erlebbar zu machen. Das in Chicago ansässige Studio Luftwerk hingegen hat sich für die Modulation von Licht, Form und Farbe entschieden, um eine lebendige und zugleich meditative Umgebung zu schaffen, die sich zusammenzieht und ausdehnt und dabei ständige Transformationen erfährt. Das Team von Soft Baroque aus London wiederum bietet eine Antwort auf die aseptische Umgebung des so genannten “White Cube” (des typischen weißen Museumsraums) durch einen völlig unausgewogenen Raum, der sich nahtlos dreht. Das Berliner Studio Sucuk und Bratwurst schuf ein überdimensionales Kinderzimmer, eine surreale Installation, die die Grenzen zwischen real und virtuell aufhebt. Das Zürcher Duo Trix und Robert Haussmann schließlich präsentiert einen Spiegelraum, in dem die Besucher die unendliche räumliche Tiefe erleben können, die durch das von den Spiegeln selbst ausgelöste Spiel der Reflexionen entsteht.

Die Ausstellung ist so konzipiert, dass die Besucherinnen und Besucher keine erklärenden Texte benötigen, aber falls doch, kann man in einem zentralen Raum, der wie eine Art riesiger Wikipedia-Artikel aufgebaut ist und in dem man herumlaufen kann, in die Praxis der fünf Designstudios eintauchen. Weitere Räume dienen als Fußnoten, die den Begriff Total Space mit Beispielen aus Vergangenheit und Gegenwart illustrieren.

Luftwerk, Total Space, Chicago, 2020, © Luftwerk
Luftwerk, Total Space (Chicago, 2020) © Luftwerk



Luftwerk, Atelier in Chicago (Chicago, 2020) © Luftwerk
Luftwerk, Atelier in Chicago (Chicago, 2020) © Luftwerk

Die Ausstellungen können während der Öffnungszeiten des Museums für Gestaltung Zürich besichtigt werden: Donnerstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, Mittwochabend bis 20 Uhr (ab 2021 ist der Donnerstag der Abendöffnungstag), montags, am 24. und 25. Dezember sowie am 1. Januar geschlossen. Für den Besuch sind die Anti-Covid-Maßnahmen zu beachten: bei Auftreten von Symptomen zu Hause bleiben, während des gesamten Besuchs eine Maske tragen (für Besucher über 12 Jahre), einen Abstand von anderthalb Metern zwischen den Personen einhalten, die Hände desinfizieren, bei Veranstaltungen die eigenen Kontaktdaten angeben. Alle Informationen sind auf der Website des Museums für Gestaltung zu finden.

Von Lee Miller bis zum grossen Design des 20. Jahrhunderts. Drei Ausstellungen im Museum für Gestaltung in Zürich
Von Lee Miller bis zum grossen Design des 20. Jahrhunderts. Drei Ausstellungen im Museum für Gestaltung in Zürich


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