Venedig, eine große Ausstellung über Hermann Nitsch in der Giudecca


Vom 19. April bis zum 20. Juli findet in den Räumlichkeiten von Oficine 800 in Giudecca (Venedig) die große Ausstellung "20th Painting Action" statt, die zum ersten Mal in Italien die Werke von Hermann Nitschs 20th Painting Action präsentiert.

Eine große Ausstellung von Hermann Nitsch (Wien, 1938), dem Vater des Wiener Aktionismus, wird in Venedig in den Räumen der Oficine 800 in der Fondamenta San Biagio auf der Insel Giudecca stattfinden. Die Veranstaltung mit dem Titel 20th Painting Action läuft vom 19. April bis zum 20. Juli und wird von Zuecca Projects, die die Ausstellung organisieren, in Zusammenarbeit mit der Privatsammlung von Helmut Essl und der Galerie Kandlhofer angekündigt. Im Rahmen der Ausstellung wird auch die 20. Bildaktion, die einzige Bildaktion des Künstlers, dessen Werke sich zur Gänze in derselben Sammlung befinden, präsentiert, und durch die Ausstellung wird es möglich sein, die Werke zum ersten Mal seit ihrer Entstehung in Italien zu sehen.

“Jedem Zeitalter seine Kunst. Der Kunst ihre Freiheit”: So lautet das Motto des Kunstkritikers Ludwig Hevesi, das über dem Portal der Wiener Secession in Wien zu lesen ist. Nur wenige Künstler haben die Grenzen der Freiheit so konsequent ausgetestet wie Hermann Nitsch (und sind dafür angegriffen worden, sogar mit Strafanzeigen, Protesten und Drohungen). Allen Widerständen zum Trotz hielt Nitsch an seiner Idee der Verschmelzung aller Künste fest und gilt heute als eine der wichtigsten Figuren der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. Mit seinem Orgien-Mysterien-Theater schuf Nitsch ein Gesamtkunstwerk für alle Sinne, er erweiterte die traditionellen Parameter von Malerei und Theater, er brachte den Kult, der am Anfang der Kunstentwicklung stand, zurück in die zeitgenössische Kunst, er verschmolz Kunst und Leben. Nitsch war bekanntlich der Pionier desWiener Aktionismus: Am 18. November 1960 schuf er, beeinflusst vomInformel, seine erste Aktion, in der die Malerei nichts mehr außerhalb der Malerei selbst abbildete, sondern die reine Farbe, die unmittelbare Geste und ihr präzises Auftreten in der Zeit darstellte.

1957 begann Nitsch mit der Ausarbeitung der Idee seines Orgien Mysterien Theaters. Beeinflusst von der Philosophie Nietzsches und Schopenhauers, der griechischen Tragödie und dem von Richard Wagner entwickelten Konzept des “Gesamtkunstwerks”, konzipierte Nitsch einen gigantischen, allumfassenden Theaterakt, eine mehrtägige synästhetische Erfahrung. Zu den Themen, die er in dasOrgien Mysterien Theater einfließen lässt, gehören die Ödipusgeschichte, die Sage der Atriden, die christliche Passionsgeschichte, die Gralslegende und die Nibelungensage, die Religion und Mythos in einer großen Kulturcollage überlagern. Grundlegendes Ziel des großen Ideenreichtums seines Orgien-Mysterien-Theaters ist die Intensivierung der Lebenserfahrung und die damit verbundene gesteigerte Lebensfreude. Durch das O. M. Theater übernimmt die Kunst die gleichen Funktionen wie die Religionen. Ab 1963 gab er die Malerei für zwanzig Jahre auf, um sich ausschließlich seinen Aktionen zu widmen und an der Verwirklichung seines letzten 6-Tages-Spiels zu arbeiten. Anfang der 1980er Jahre kehrte Nitsch zurAktionsmalerei zurück: eine Entscheidung, die nicht nur als funktional für sein Werk zu interpretieren ist, sondern auch als kritische Antwort auf die Malerei der Neuen Wilden, die damals den Kunstmarkt dominierten. Die 20. Malaktion, die er 1987 in der Wiener Secession schuf, besticht durch ihren Umfang, ihre Qualität und die subjektive Bedeutung, die Nitsch ihr beimisst. Der zentrale Saal des Secessionspalastes beherbergt Nitsch mit seiner sakralen Qualität und trägt zu dem bei, was er von Anfang an anstrebte: die “Sakralisierung der gesamten Kunst”.

Für Nitsch entspricht “die Ausübung der Kunst einem Ritual”. Der von Josef Maria Olbrich 1898 geschaffene “Tempel der Kunst” wird so zur Bühne einer kultischen Bildhandlung. Er wird auch zur Erfüllung eines lang gehegten Wunsches: Es gibt nämlich eine Skizze von Nitsch, die einer Aktion in der Wiener Secession aus dem Jahr 1964 gewidmet ist. Die Werke der 20. Bildaktion offenbaren eindrucksvoll ihre Entstehungsgeschichte, die sich zwischen “Ausbrüchen unbändiger Wut und zarter Geste” abspielt. Wir tauchen ein in ein malerisch-aktionistisches Umfeld, in dem die Grundkonstanten des Nitsch’schen Werks visuell Gestalt annehmen und die Charaktere des Augenblicks und des Ewigen, der Dynamik und der kontemplativen Ruhe, des Realen und des Symbolischen, der Reinheit und der Profanierung, der Überforderung und der Reflexion sichtbar werden. Durch ein großformatiges Werk (5x20 m) in Gießtechnik an der Stirnwand und zahlreiche kleinere Spritzerbilder entsteht ein raumfüllendes Panorama. Keinem anderen Werk gelingt es, das Wesen der Nitsch’schen Malerei, die er als integralen Bestandteil seines synästhetischen “Theaters der Orgien und Mysterien” versteht, in so verdichteter Form darzustellen. Nitsch sagte: “Ich wollte zeigen, wie die Tropfen, Spritzer, Schlieren und Spritzer der rotgefärbten Flüssigkeit beim Betrachter eine intensive Erregung hervorrufen können, die ihn zu sehr starken Empfindungen führt”.

Als Teil seines Orgien Mysterien Theaters zielt die Bildaktion darauf ab, im Publikum eine gesteigerte Erfahrung der sinnlichen Realität auszulösen, die im Idealfall zu einer Reflexion über die eigene Existenz führt. Die Neupräsentation der 20. Malaktion im historischen Raum der Oficine 800 auf der Insel Giudecca ermöglicht nicht nur eine Rekapitulation seiner wichtigsten Werke, sondern lässt auch die künstlerischen Ideen Nitschs im Spannungsfeld zwischen Ekstase und Kontemplation nachvollziehen und neu erleben.

Hermann Nitsch wurde am 29. August 1938 in Wien geboren. Als Mitbegründer des Wiener Aktionismus, zusammen mit Allan Kaprow, Joseph Beuys und Günter Brus, ist er einer der internationalen Pioniere der Performance Art. Als Eckpfeiler des Aktionismus, Maler, Grafiker, Bühnenbildner, Schriftsteller und Komponist ist er einer der wenigen universellen Künstler der Gegenwart. Das von ihm konzipierte und entwickelteOrgien Mysterien Theater ist die Verwirklichung seiner Idee eines Gesamtkunstwerks, das alle fünf Sinne einbezieht. Für sein Orgien Mysterien Theater kaufte er 1971 das Schloss Prinzendorf in Niederösterreich, wo er 1998 nach jahrzehntelanger Vorbereitung seine letzte sechstägige Aktion realisierte. Im Jahr 2007 wurde ihm im österreichischen Mistelbach ein Museum gewidmet, in dem sein Werk in all seinen Facetten präsentiert wird. 2008 gründete Giuseppe Morra, ein langjähriger Freund und Förderer des Künstlers, in Neapel das Hermann-Nitsch-Museum, das ausschließlich seinen Werken gewidmet ist. Nitsch wurde mehrfach auf der documenta und der Biennale in Venedig ausgestellt. Er hat weltweit mehr als 150 Aktionen realisiert. Retrospektiven wurden ihm im Van Abbe Museum in Eindhoven, im Lenbachhaus in München, im Martin Gropius Bau in Berlin und in der Albertina in Wien gewidmet. Nitschs Werke befinden sich in den wichtigsten Sammlungen und Museen der Welt, darunter das Museum of Modern Art, New York; die Guggenheim Collection, New York; das Metropolitan Museum, New York; die Tate, London; das Centre Georges Pompidou, Paris; das Stedelijk Museum, Amsterdam; das Castello di Rivoli; das GAM, Turin; das Mart, Rovereto; Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf; Museum Ludwig, Köln; Nationalgalerie Berlin; Lenbachhaus, München; Staatsgemäldesammlung München; Staatsgalerie Stuttgart; Kunsthalle Hamburg; Kunstmuseum Bern; Kunstmuseum Winterthur; Albertina, Wien; mumok, Wien; Österreichische Galerie Belvedere, Wien; Leopold Museum, Wien.

Alle Informationen finden Sie auf der Website von Zuecca Projects.

Bild: Hermann Nitsch, Schüttbild (Aktionsbild), 20. Malaktion, Secession Wien (1987; Öl auf Leinwand, 200 x 300 cm). Foto von Liesl Biber. Mit freundlicher Genehmigung der Nitsch-Stiftung. ©Atelier Hermann Nitsch.

Venedig, eine große Ausstellung über Hermann Nitsch in der Giudecca
Venedig, eine große Ausstellung über Hermann Nitsch in der Giudecca


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