In Bergamo findet die erste italienische Retrospektive zu Birgit Jürgenssen, Protagonistin der feministischen Avantgarde, statt


Io sono ist die erste große Retrospektive, die eine italienische Museumsinstitution Birgit Jürgenssen (Wien, 1949 -2003) widmet, einer der wichtigsten und anspruchsvollsten Interpretinnen der internationalen feministischen Avantgarde. Vom 7. März bis 19. Mai 2019 würdigt die GAMeC - Galleria d’Arte Moderna e Contemporanea di Bergamo diese außergewöhnliche und immer noch wenig beachtete Künstlerin mit einem Ausstellungsprojekt, das von Natascha Burger und Nicole Fritz kuratiert wird und in enger Zusammenarbeit mit dem Estate Birgit Jürgenssen, der Kunsthalle Tübingen(Deutschland) und dem Louisiana Museum of Modern Art in Humlebæk(Dänemark) entstand.

Als raffinierte Interpretin der Instanzen ihrer Zeit bediente sich Birgit Jürgenssen der Sprache des Surrealismus, um gesellschaftliche Konventionen, Sexualität, Schönheitskanon und die Beziehungen zwischen den Geschlechtern mit einer ironischen Sprache und einem subversiven Humor zu behandeln, der oft das Bild der Künstlerin selbst einbezieht. Der inszenierte Körper wird nie ostentativ zur Schau gestellt, sondern eher verborgen und dann durch die Verwendung von Masken, Einlagen, natürlichen Materialien, fast wie Verlängerungen oder Prothesen, die nützlich sind, um die psychologischen und emotionalen Tiefen des Weiblichen auszuloten, enthüllt. Io sono ist in sechs Abschnitte unterteilt und bietet einen Einblick in die Produktion des österreichischen Künstlers anhand von mehr als 150 Werken, die in vierzig Jahren Forschung entstanden sind, darunter Zeichnungen, Collagen, Skulpturen, Fotografien, Rayogramme, Gouachen und Cyanotypien.

Die Ausstellung nimmt alle Räume der Galerie ein und zeigt Werke, die den gesamten Werdegang der Künstlerin abdecken, von den mit “BICASSO” signierten Kinderzeichnungen bis hin zu ihren reiferen, großformatigen Arbeiten, die die sprachlichen und literarischen Spiele durchlaufen, die die Kontamination zwischen Erzählung und Darstellung erzählen, um sich im zentralen Teil auf die beiden großen Themen zu konzentrieren, die die Forschung der Künstlerin kennzeichnen: Geschlecht und Natur.

Ursprünglich wollte Birgit Jürgenssen vor allem “die Vorurteile und Verhaltensmuster, denen Frauen in der Gesellschaft unterworfen sind” aufzeigen und hinterfragen. Dazu bediente sie sich einer beißenden Ironie und spielte mit verschiedenen Identitätskonzepten. Das Privathaus als Ort weiblicher Funktionen wird in ihren Werken zu einem Ort der Einschränkung, und Alltagsgegenstände wie Schuhe, Kleidung und Herd werden auf rätselhafte oder sarkastische Weise präsentiert. Auf diese Weise hinterfragt und dekonstruiert die Künstlerin den Mythos der männlichen Macht und des männlichen Begehrens, ohne in die Falle eines vereinfachten Dualismus zu tappen, und weitet ihre Überlegungen auf alle von der Gesellschaft kodifizierten Geschlechtermodelle aus, sowohl die männlichen als auch die weiblichen.

Doch seit den 1970er Jahren hat sich sein Denken weiterentwickelt und öffnet sich neuen Überlegungen über die tiefere Natur des Menschen und die Beziehung zwischen Natur und Kultur. Diese Themen, die in der Darstellung der Erfahrungen des Künstlers bisher eine untergeordnete Rolle gespielt haben, werden in der Ausstellung ausführlich behandelt. Der Strukturalismus, die Psychoanalyse und dieEthnologie haben Birgit Jürgenssen dazu angeregt, die Dialektik zwischen dem Animalischen, dem Instinktiven und der weiblichen Identität sowie der Abwertung und dem Fetischismus des Objekts zu hinterfragen.

Jürgenssens “wildes Denken” treibt sie dazu, die Beziehungen zwischen Mensch und Tier an ihrem eigenen Körper nachzuzeichnen. In diesem Prozess erschafft die Künstlerin hybride Kreaturen, in denen das Tier nach einem System fließender Beziehungen im Menschen verankert und aufgepfropft ist. Dasselbe geschieht mit den pflanzlichen Elementen in einer Reihe von Werken, die die gängige anthropozentrische Sichtweise in Frage stellen und eine systemische Sichtweise auf die Prozesse des Lebendigen fördern. Was in den Werken der Künstlerin zum Ausdruck kommt, sind Körper, die nicht als Formen, sondern als “Formationen” wahrgenommen werden, lebende Organismen, die eine “tiefe” ökologische Sensibilität fördern, eine Aufmerksamkeit für den Eigenwert von Arten, Systemen und natürlichen Prozessen.

Das Werk von Birgit Jürgenssen erhält in unserer Gegenwart eine neue Bedeutung: In einer Zeit, in der wir Zeugen der Infragestellung grundlegender Prinzipien und Rechte und einer fortschreitenden Trivialisierung von Fragen im Zusammenhang mit Frauen und allgemeiner der Geschlechtsidentität sind, verleiht ihr Ansatz, der nicht starr ideologisch ist, sondern eher in der individuellen und intimen Sphäre verwurzelt ist, der emanzipatorischen Kraft der Kunst neue Konkretheit.

Zur Ausstellung erscheint ein monografischer Katalog, herausgegeben von Prestel, mit Beiträgen von Patricia Allmer, Michael Bracewell, Louisa Buck, Natascha Burger, Maurizio Cattelan, Melissa Destino, Marta Dziewańska, Heike Eipeldauer, Nicole Fritz, Lorenzo Giusti, Jessica Morgan, Marta Papini, Gabriele Schor, Jasper Sharp, Abigail Solomon-Godeau, Ninja Walbers.

Anlässlich der Retrospektive wird sich das öffentliche Programm, die aus der Zusammenarbeit mit der Akademie der Schönen Künste G. Carrara hervorgegangene Plattform für öffentliche Begegnungen, mit Gender-Fragen befassen, an denen Philosophen, Historiker und Wissenschaftler der feministischen Bewegung, Künstler und Schriftsteller beteiligt sind. Gleichzeitig bietet der pädagogische Dienst der Galerie ein reichhaltiges Programm mit Workshops für Kinder und Erwachsene an, die sich mit dem Thema der Rollen in der Gesellschaft befassen und die Interaktion und den Dialog zwischen den Geschlechtern fördern sollen.

Birgit Jürgenssen wurde 1949 in Wien geboren, wo sie die meiste Zeit ihres Lebens lebte und arbeitete. Sie starb 2003 in Wien. Ihr Werk wurde in großen Einzelausstellungen und Retrospektiven in renommierten österreichischen Institutionen wie dem Kunstforum (Wien), dem MAK (Wien) und der SAMMLUNG VERBUND (Wien) präsentiert. Seine Arbeiten wurden in Gruppenausstellungen im MoMA - Museum of Modern Art, New York (USA), der Monnaie de Paris (Frankreich), der Tate St. Ives (Großbritannien), dem Museum of Fine Arts, Houston (USA), der Gwangju Biennale 2014 (Südkorea), dem Centre Pompidou in Paris (Frankreich) und dem Museum für Moderne Kunst in Frankfurt (Deutschland) gezeigt. Seine Werke sind in renommierten öffentlichen und privaten Sammlungen zu finden, darunter: MoMA - Museum of Modern Art in New York (USA); Museum of Fine Arts in Houston (USA); Tate Britain in London (Großbritannien); Centre Pompidou in Paris (Frankreich); Kantonales Museum der Schönen Künste in Lausanne (Schweiz); Österreichische Galerie Belvedere in Wien (Österreich); mumok in Wien (Österreich); Albertina, Graphische Sammlung in Wien (Österreich); MAK - Österreichisches Museum für angewandte Kunst in Wien (Österreich).

Für weitere Informationen rufen Sie bitte +39 035 270272 an oder besuchen Sie die offizielle GAMeC-Website.

Im Bild: unbetiteltes Foto vonBirgit Jürgenssen (Nachlass Birgit Jürgenssen / Galerie Hubert Winter, Wien)

Quelle: Presseaussendung

In Bergamo findet die erste italienische Retrospektive zu Birgit Jürgenssen, Protagonistin der feministischen Avantgarde, statt
In Bergamo findet die erste italienische Retrospektive zu Birgit Jürgenssen, Protagonistin der feministischen Avantgarde, statt


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