“Mit der Leica um den Hals gehörte Hilde Lotz-Bauer zu den Pionieren der Reportagefotografie: Nicht nur die Fotos von Scanno, sondern auch die vielen anderen, die in Italien aufgenommen wurden, zeigen einen persönlichen Blick, der das Alltagsleben mit einem sorgfältigen und sensiblen Auge porträtiert”. So beschrieb Gianni Berengo Gardin Hilde Lotz-Bauer (München, 1907 - 1999), die Pionierin der Straßenfotografie, die in den 1930er Jahren Italien fotografierte und uns einzigartige Bilder vom Leben der einfachen Menschen, von Orten und Kunstschätzen in Italien schenkte.
Hilde Bauer, die zunächst mit Degenhart und dann mit Lotz verheiratet war, entwickelte während ihres ersten Italienaufenthalts zwischen 1934 und 1943 eine persönliche und originelle künstlerische Haltung. Sobald sie einen Fuß auf die Halbinsel setzte, verliebte sie sich unsterblich in sie. Vor allem Rom war für Hilde ein grundlegender Ort, den sie bis zum Schluss als ihre wahre Heimat erlebte und empfand; eine Stadt, die heute auf dem nicht-katholischen Friedhof ihre Erinnerungen bewahrt.
Rund hundert Fotografien stammen aus demHilde Lotz-Bauer-Archiv in London, den beiden Max-Planck-Instituten für Kunstgeschichte - der Bibliotheca Hertziana in Rom und dem Kunsthistorischen Institut in Florenz - und der Sammlung des Fotografen Franz Schlechter in Heidelberg. Die vom geschickten Auge Hilde Lotz-Bauers geschaffenen Abzüge werden erstmals gemeinsam ausgestellt und bilden die Fotoausstellung, die vom 17. Januar bis zum 5. Mai 2024 im Museo di Roma in Trastevere unter dem Titel Hilde in Italien zu sehen sein wird. Kunst und Leben in den Fotografien von Hilde Lotz-Bauer.
Die Ausstellung wird gefördert von Roma Capitale, Assessorato alla Cultura, Sovrintendenza Capitolina ai Beni Culturali. Organisation Hilde Lotz-Bauer Archiv. Kuratiert von Federica Kappler und Corinna Lotz, Tochter von Hilde Lotz-Bauer. Dienstleistungen des Museums durch Zètema Progetto Cultura. In Zusammenarbeit mit OFFICINE FOTOGRAFICHE ROMA und dem Goethe-Institut. Medienpartner Panzoo, Viviroma.it, Terza Pagina Magazine. Mit Unterstützung der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland, Firecom automotive srl, Fredriksson arkitektkontor AB, Marie-Thérèse Ficnar-Usteri und Frances Aviva Blane.
Nach ihrer Ausbildung zur Fotografin an der Münchner Schule, die sie bereits mit einem Doktortitel in Kunstgeschichte abgeschlossen hatte, kam sie Ende 1934 dank eines Reisestipendiums der Bibliotheca Hertziana nach Rom und verließ ihr Heimatland gerade, als der Nationalsozialismus an die Macht kam.
Ihre Karriere begann mit dem Fotografieren von Zeichnungen für ihren ersten Ehemann Bernhard Degenhart, einen berühmten italienischen Zeichenwissenschaftler. In der Folge begleitete sie die Forschungen zahlreicher Kunsthistoriker mit ihrer Fotografie; die Ausstellung zeigt Bilder aus dem Projekt zu den Schlössern Friedrichs II. in Süditalien unter der Leitung des Kunsthistorikers Leo Bruhns sowie eine Auswahl von Fotografien für das Projekt zur florentinischen Stadtplanung im Auftrag des Direktors des Florentinischen Instituts Friedrich Kriegbaum. Hilde war die einzige professionelle Fotografin, die an den Historischen Instituten in Rom und Florenz arbeitete und tadellose Bilder von Skulptur, Zeichnung, Architektur und Stadtplanung schuf.
Gleichzeitig bereiste die Fotografin im Rahmen von Auftragsarbeiten und aus reiner Entdeckerfreude fast ganz Italien, von Nord nach Süd, und bewegte sich mit ihrer kleinen tragbaren Leica unter den Menschen, um das Leben in den Städten ebenso wie in den abgelegeneren ländlichen Gebieten einzufangen und die Menschen, die diese Gebiete in den Jahren des faschistischen Ventennio bewohnten, fast unbemerkt festzuhalten.
Ein Großteil des bisher bekannten künstlerischen Werks von Lotz-Bauer konzentriert sich stark auf alltägliche und festliche Anlässe, insbesondere in den Abruzzen. Die in der Serie auf Scanno porträtierten Frauen, verewigt in ihren handgefertigten Kostümen, erscheinen als lebendige Kunstwerke. Mit großer Sorgfalt hat Hilde die ästhetische Gestaltung und die Details berücksichtigt und die Reportagen in ein einzigartiges künstlerisches Werk verwandelt, das reich an persönlichen und dokumentarischen Einblicken ist, auch auf einer kritischen und sozialen Ebene.
Ende der 1970er Jahre wurden Hildes Fotografien zum ersten Mal in Ausstellungen in Florenz, Bonn und London präsentiert und von der Kritik gelobt. 1993 arbeitete sie mit dem Fotografen Franz Schlechter zusammen, der für eine Einzelausstellung im Reiss-Museum in Mannheim 80 mit einer Leica aufgenommene Bilder von italienischen Menschen, Landschaften und Städten restaurierte und abdruckte.
Anlässlich dieser Ausstellung wird das Gesamtwerk aus den Jahren 1934-1943 präsentiert, wobei erstmals die beiden Hauptaspekte ihres Schaffens beleuchtet und miteinander in Dialog gebracht werden: Aufträge für Kunsthistoriker und Reportagefotografie, die Sicht eines Kunsthistorikers und die eines Fotografen.
Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die offizielle Website des Museo di Roma in Trastevere.
Eine Pionierin der Straßenfotografie: Hilde Lotz-Bauer stellt in Rom aus |
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